Der offene Brief an Kardinal Woelki
Bröcker, Ina, Bankkauffrau, Köln
Sehr geehrter Herr Kardinal Woelki,
wir unterstützen Ihre Bemühungen, den Missbrauchsskandal verantwortungsbewusst aufzudecken und den Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
Sie haben ein erstes, von Ihnen in Auftrag gegebenes Gutachten bislang nicht veröffentlicht. Es soll erst am 18. März zusammen mit einem weiteren Gutachten des Strafrechtsprofessors Gehrke bekannt gemacht werden. Das haben Sie nachvollziehbar begründet.
Mitte März wird das Erzbistum Köln damit die bis dahin umfassendste und ohne großflächige Schwärzung erstellte Dokumentation von Missbrauch und seiner Behandlung durch Entscheidungsträger in einer deutschen Diözese vorlegen, auch soweit es Ihre Person betrifft.
Wir unterstützen Ihre Haltung, sich bis zur Veröffentlichung der beiden Gutachten inhaltlich nicht zu äußern, um mit den dann öffentlichen Gutachten die Aufarbeitung in neuer Qualität fortsetzen zu können. Die erfolgten Durchstechereien einzelner Missbrauchsfälle dienen nicht der umfassenden Aufklärung. In dem erwarteten Gutachten werden alle Fälle, die dokumentierbar sind, solide und umfassend veröffentlicht werden. Erst dann kann man sie bewerten und öffentlich urteilen.
Wir verstehen den Unmut über die verzögerte Veröffentlichung. Die von interessierter Seite aus diesem Anlass angefachte Entrüstungsspirale, die inzwischen auch kirchliche Kreise erfasst hat, hat jedoch nicht die Aufklärung zum Ziel, sondern dient in erster Linie dazu, Sie zu desavouieren. Dazu scheint jedes Mittel recht.
Wir wünschen uns als Ihnen anvertraute Gläubige aus dem Erzbistum, dass Sie standhaft bleiben, dass Ihr guter Ruf wiederhergestellt und Ihr langjähriger Einsatz insbesondere für Opfer sexuellen Missbrauchs in rechter Weise gewürdigt werden.
Mit dem Aschermittwoch beginnt die Zeit des Fastens, der Wiedergutmachung und Umkehr. Wo die Fastenzeit angenommen wird, bringt sie Versöhnung, Freude, Licht und Heilung.
Als Unterzeichner führt uns stellvertretend für viele andere zusammen, dass wir katholisch sind.
Verantwortlich im Sinne des Presserechtes
Sollten Sie zum offenen Brief medial berichten wollen, steht Ihnen Herr Jauch für multimediale Presseanfragen jederzeit sehr gerne zur Verfügung.
Hans-Gerd Jauch
Salierring 48
50677 Köln